25.01.2021
Im weiten Repertoire des Baritons Florian Boesch nimmt das Lied einen besonderen Stellenwert ein, ihm gilt seine persönliche Leidenschaft. Als Artist in residence präsentiert sich Boesch in dieser Saison in der Wigmore Hall und im Teatro de la Zarzuela in Madrid.
Ein Kernstück des ersten Liederabends bildet Frank Martins Jedermann-Monologe. Der Komponist aus der französischen Schweiz stellt den Solisten in den Jedermann-Monologen vor die Aufgabe, die psychologische Entwicklung des reichen Mannes von der anfänglichen Hybris, über die Angst vor dem Tode bis hin zur Aufgabe aller irdischen Güter des geläuterten Mannes darzustellen. Eine Herausforderung, die dem Charakterdarsteller Florian Boesch hinlänglich Gelegenheit gibt, die seelischen Abgründe dieses zeitlosen „Spiels vom Sterben des reichen Mannes“ stimmlich auszuleuchten.
Im zweiten Abend seiner Artist in residence Serie stellt Florian Boesch seinen subtil-persönlichen Zugang zu Schuberts Winterreise vor. Boesch sucht dabei mit außergewöhnlicher Ausdrucksstärke und Erzählkraft eine individuelle Vergegenwärtigung eines Werkes, das auf erlebter Realität beruht: Als freiwilliger Gardejäger der preußischen Armee wurde Wilhelm Müller rasch zum Leutnant ernannt, und ebenso rasch unehrenhaft entlassen, als er sich in Brüssel in eine jüdische Kaufmannsgattin verliebte. Müller marschierte aller Hoffnung beraubt mitten im Winter allein und zu Fuß von Brüssel nach Berlin zurück. Der todgeweihte Schubert übertrug Müllers Grundstimmung in Musik: Im Herzen des Wanderers herrscht permanenter Winter, nur nächtens erinnert er sich an glücklichere Tage, schwankt zwischen Erstarrung und vergeblicher Sehnsucht nach einem besseren Leben. Die Kritiken waren sich über die außergewöhnliche Ausdrucksstärke und Erzählkraft von Florian Boesch einig.
Kreneks Liedzyklus Reisebuch aus den österreichischen Alpen steht im Mittelpunkt des dritten Abends. Der Liedzyklus thematisiert Heimatlosigkeit, Nostalgie und verlorene Unschuld, wobei der Haupttopos die Suche nach einer Heimat, sowohl im persönlichen, gemeinschaftlichen als auch philosophischen Sinne ist. Florian Boesch, der diesen Zyklus für das Label Hyperion auf Platte eingespielt hat und dafür von Publikum und Presse hoch gelobt wurde, nähert sich den Liedern mit der stimmigen Mischung von Emotion und resignativ-ironischer Distanz.
17. September 2020 | LONDON
Wigmore Hall
Frank Martin: Jedermann-Monologe
sowie Lieder von Franz Schubert & Hugo Wolf
Florian Boesch, Bassbariton
Malcolm Martineau, Klavier
ABGESAGT wegen COVID-19
28. September 2020 | MADRID
Teatro de la Zarzuela
Frank Martin: Jedermann-Monologe
sowie Lieder von Franz Schubert & Hugo Wolf
Florian Boesch, Bassbariton
Justus Zeyen, Klavier
25. Januar 2021 | MADRID
Teatro de la Zarzuela
Schubert: Die Winterreise
Florian Boesch, Bassbariton
Malcolm Martineau, Klavier
11. März 2021 | LONDON
Wigmore Hall
Schubert: Die Winterreise
Florian Boesch, Bassbariton
Malcolm Martineau, Klavier
12. Juni 2021 | LONDON
Wigmore Hall
Krenek: Reisebuch aus den österreichischen Alpen
Florian Boesch, Bassbariton
Malcolm Martineau, Klavier
14. Juni 2021 | MADRID
Teatro de la Zarzuela
Krenek: Reisebuch aus den österreichischen Alpen
Florian Boesch, Bassbariton
Malcolm Martineau, Klavier