26.06.2020
Beethoven hatte schon seit Längerem erwogen, Friedrich Schillers Ode An die Freude zu vertonen, und nun beschloss er, sie in seine neue Sinfonie zu integrieren. Da der Text ihm jedoch unausgewogen erschien, wählte er zur Vertonung lediglich die erhabeneren Segmente aus. Passagen, die vom Trinken und allgemeiner Geselligkeit handeln, ließ er aus, während er die Abschnitte, die von der weltumspannenden, Unterschiede von Klasse oder Abstammung ignorierenden Freude handeln, einbezog: „Alle Menschen werden Brüder / Wo dein sanfter Flügel weilt“. Auch die Passage über den liebenden Vater jenseits der Sterne vertonte er: „Über Sternen muss er wohnen“.
Die Erstaufführung des Werks fand nach mehreren Verzögerungen am 7. Mai 1824 in einem großartigen, ausschließlich der Musik Beethovens gewidmeten Konzert im Wiener Theater am Kärntnertor statt. Der ausverkaufte Saal reagierte auf die Komposition mit tosendem Applaus. Beethoven war allerdings inzwischen zu taub, um diesen zu hören, und es heißt, die Altsolistin Caroline Unger habe ihn am Ärmel zupfen müssen, damit er sich der applaudierenden Menge zuwandte. Bis heute markiert die Neunte den absoluten Gipfel sinfonischen Schaffens und bildet zugleich eine von Beethovens krönenden Errungenschaften.
Angeführt vom ebenso engagierten wie versierten Dirigenten Pablo Heras-Casado bieten das Freiburger Barock Orchester, die Zürcher Singakademie und die Solisten Christiane Karg, Sophie Harmsen, Werner Güra und Florian Boesch eine tiefgreifend neue Sicht der Neunten, dieses legendären Werks, welches der Inbegriff einer Gattung ist, die nach dem Absoluten strebt, und in direkter Linie der fernen Chorfantasie nachfolgt. Bei deren Uraufführung 1808 in Wien saß Beethoven selbst am Klavier und improvisierte das einleitende Solo, das in der gedruckten Ausgabe 26 Takte umfasst. Kristian Bezuidenhout hat sich hier wieder mit seinen Konzertpartnern zusammengetan, um dieses wenig bekannte Werk so aufzuführen, als ob es gerade entstanden und dann von Beethoven selbst neu bearbeitet worden wäre.
Disc 1
Symphony no.9 "Choral" op.125
in D minor / D-moll / ré mineur
Disc 2
Choral Fantasy op.80 for piano choir and orchestra
in C minor / C-moll / ut mineur
Christiane Karg, Sopran
Sophie Harmsen, Mezzo-Sopran
Werner Güra, Tenor
Florian Boesch, Bass
Kristian Bezuidenhout, Hammerklavier
Freiburger Barockorchester
Zürcher Sing-Akademie
Pablo Heras-Casado, Dirigent
Label: harmonia mundi DDD, 2019
Bestellnummer: 9892168
Erscheinungstermin: 19.6.2020
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